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Aktuelles

19.03.2025

Material-Marktplatz und Vorträge boten Anlass zu intensivem Austausch zu sprachlicher Bildung

Die diesjährige Jahrestagung der Förderlinie Sprachliche Bildung in der Einwanderungsgesellschaft fand am 7. März 2025 an der Universität Hamburg statt. Die Hamburger Verbundpartnerinnen des Metavorhabens hatten ein Programm entwickelt, das vor allem viele Gelegenheiten zum Austausch bieten sollte. Thematisch ging es um “Forschung unter Bedingungen des Feldes: von der Idee zu Ergebnissen”. Dabei trugen die Projekte der Förderlinie zu drei Schwerpunkten bei. 

Bedingungen des Feldes: Adaptivität ist Normalität

Im Plenum Adaptivität ging es um die Anpassung des Forschungsdesigns an Bedingungen im Feld. Für das Projekt MehrSelbst berichtete Prof. Dr. Stephan Sallat über die Herausforderungen, die im Zusammenhang mit Interviews mit Grundschulkindern auftreten können. Ehtische Aspekte, das Machtgefälle zwischen den Interviewpartner:innen oder auch Traumata machten dies zu einem „sensiblen Bereich auf ganz vielen Ebenen“, so Sallat. Er stellte die Erfahrungen des Projektteams und Lösungsmöglichkeiten, die gefunden wurden, vor.

Für das Projekt SPEAK referierte Dr. Annika Ohle-Peters zum Thema Forschungsdesign und Adaption. Nach Erfahrungen mit zeitaufwändigen Interventionen auch zum Beispiel aufgrund von technischen Schwierigkeiten in den Klassen wurde insbesondere der technischen Ausstattung mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Auch die Zuordnung der Kinder zu den Versuchsgruppen erwies sich als Herausforderung. 

Prof. Dr. Andrea Daase stellte für das Projekt STePs fest, dass im Projektverlauf vorab geplante Schritte im Forschungsdesign an die Bedingungen im Feld angepasst wurden. So wurden beispielsweise statt der geplanten episodischen Interviews mit Azubis in der Pflegeausbildung Gruppendiskussionen durchgeführt. Diese Anpassung an die “Forschungssubjekte” erwies sich als sinnvoll, um kollektives implizites Wissen zu erfassen. Adaptivität, so Daase, gehöre grundsätzlich zur empirischen Forschung und nutze allen Beteiligten.

 

 

 

Marktplatz der Materialien

Im Anschluss präsentierten sieben der elf Projekte in der Förderlinie ihre entwickelten Materialien in einem Marktplatz zum Thema “Herausforderungen und Ergebnisse der Materialentwicklung”. 

  • Im Projekt ADIL werden Bilderbücher für das adaptive dialogische Lesen entwickelt. Die vorgestellten Materialien zeigten, wie mittels der ADIL-Bücher die Grammatikförderung bei mehrsprachigen Kindern gelingen kann. Im Projekt werden Studierende so geschult, dass sie mit den Büchern arbeiten können.
  • Das Projekt ARCHE präsentierte umfangreiches Material und Apparaturen, die im Zusammenhang mit dem Sprachfördermaterial genutzt werden können. Thematisch fokussiert das Projekt die Konnektierung in Klima- und Energiediskursen.
  • Das Projekt Fühlen - Denken - Sprechen (FDS-G) entwickelte vielfältiges Material zur alltagsintegrierten Sprachförderung für den zweiten Jahrgang. Die Schülerinnen und Schüler sollen von den Lehrkräften zum Beispiel mittels Bildkärtchen angeregt werden, über ihre Emotionen zu sprechen.
  • Ein Abfallsortierspiel und viele andere Materialien für einen fachübergreifenden Unterrichtsansatz im schulische Ganztag hatte das Projekt KoPaS mitgebracht. Mithilfe dieser Materialien soll es gelingen Bildung für nachhaltige Entwicklung sprachbildend zu gestalten.
  • Eine digitale Plattform mit mehrsprachigen Bilderbüchern in Laut- und Gebärdensprachen konnten Besucher am Marktstand des Projekts ReaDi testen. Die Bilderbücher können jeweils in mehreren Sprachen oder auch ohne Text angesehen werden. Eltern und Lehrkräfte erhalten auf der Website Anregungen zur sprachförderlichen Nutzung der Seiten.
  • Materialien zur Lehrkräfte-Fortbildung wie Arbeitshefte zur sprachintegrierten Förderung in den Bereichen Emotionen und Mathematik für die Arbeit in Vorklassen waren am Marktstand von SEM zu erkunden.
  • Das Projekt STePs zeigte Beispiele von Fallvignetten, die ein Bild vermittelten, wie die Professionalisierung von Lehrkräften und Praxisanleitenden in der Pflegeausbildung untersucht und gefördert werden kann. 

Spracherwerb jenseits von Schule

Eine Perspektive zum Spracherwerb jenseits von Schule und Bildungseinrichtungen steuerte Prof. Dr. Ingrid Piller, Alexander-von-Humboldt-Professur an der Universität Hamburg, in einer Lunch-Lecture bei. Sie hat untersucht, wie (Zweit-)Spracherwerb und Migrationserfahrung bei 130 Personen aus 34 Ländern in Afrika, Asien, Europa und Latein-Amerika, die nach Australien eingewandert sind, über 20 Jahre hinweg verlaufen sind (Publikation Life in a new Language). Dazu hat sie mit ihrem Team Daten aus sechs soziolinguistischen ethnographischen Studien ausgewertet. Ein Fazit: “Es ist schwierig, eine neue Sprache zu lernen, während man sich an ein neues Leben in einem neuen Land anpassen muss.” Migration wird oft empfunden als der große Einschnitt im Leben, so Piller weiter. Frauen fielen oftmals in traditionellere Rollen zurück, als in ihrem Herkunftsland, Kinder übernehmen ihren Eltern gegenüber die Rolle von Sprachexperten, da sie die Sprache schneller lernen. Sie beobachtete auch, das der immersive Spracherwerb, der bei vielen Geflüchteten vorhanden war, in formellen Lernsituationen entwertet wurde. Je nach Hautfarbe und angenommener Herkunft zeigte sich zudem eine unterschiedliche Einordnung der erwartbaren Sprachniveaus. Diese und andere Formen von Diskriminierung gehörten zu den allgemeinen Erfahrungen von Geflüchteten. 

Erfolg und Wirksamkeit messen

Das zweite Plenum der Jahrestagung widmete sich dem Thema (Selbst-)Evaluation und der Messung von Erfolg und Wirksamkeit. Hierzu trugen Dr. Oliver Hormann und Dr. Katharina Voltmer zu ihren Erfahrungen aus dem Projekt FDS-G vor. Sie untersuchten den Erfolg der Lehrkräfte-Fortbildungen bei den Lehrkräften. Sie stellten bei den Lehrkräften Veränderungen im Sprachverhalten fest, was auf eine Habitualisierung von Strategien schließen ließe. Für die Umsetzung im Unterricht sei es wesentlich, dass Strategien, gerade beim Thema Emotionen, beiläufig angewendet werden könnten. 

Das Projekt KommSchreib! hat eine Lehrkräfte-Fortbildung im Bereich der Schreibförderung und -motivation sowie der Förderung sozialer Partizipation entwickelt, wie Prof. Dr. Vera Busse darstellte. Im Laufe des Projekts habe sich ergeben, dass neben der Implementation im Regelunterricht auch Schreib-AGs für schwächere Kinder in der Praxis gewünscht wurden. “Abweichungen” bei der Implementationstreue gäben darüber hinaus Anlass für Fragen nach weiterer Forschung, so Busse.

Kontinuierliche Vernetzung der Förderlinie

Die Jahrestagung schloss mit einer Diskussion darüber, welche gemeinsamen Veröffentlichungen und Veranstaltungen für die Förderlinie weiterhin geplant sind. Dabei wurde auch thematisiert, in welcher Form die in den Projekten erstellten Materialien übergreifend verbreitet werden können, etwa über die Website des Metavorhabens oder die Landesinstitute für Lehrkräftebildung. 

 

 

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